#WeRemember

Wir erinnern heute, zum 78. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau der sechs Millionen Opfer des Nationalsozialismus, getötet aufgrund ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer politischen Einstellung oder ihrer sexuellen Orientierung. Unter den Opfern waren auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und körperlich Versehrte, die durch die staatliche Euthanasie ums Leben kamen.

Bis zur Befreiung durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 wurden allein im Konzentrationslager-Komplex Auschwitz, der insgesamt aus drei Lagern bestand und somit das größte Arbeits- und Vernichtungslager war, etwa 1,5 Millionen Juden und viele tausend Sinti, Roma und Polen ermordet.

Unter den Opfern von Auschwitz waren die Esenser und Esenserinnen Isidor, Gertraud, Frieda, Bianca, Louis und Minna Weinthal. Ihre Geschichten stehen hier stellvertretend und mahnend für all die Opfer, die es nicht zu vergessen gilt.

Von Berlin aus rollten vom 18. Oktober bis zum Ende des Jahres 1942 25 Deportationszüge in den Osten. Sie umfassten meistens 1.000 Menschen. Als erste von den in Berlin lebenden Juden aus Esens wurden Isidor Weinthal aus der Neustädter Straße, seine Frau Gertrud und deren Tochter Frieda am 11. Juli 1942 mit dem Transport Nr. 19 nach Auschwitz deportiert. Dann musste die körperlich beeinträchtigte und auf einen Rollstuhl Bianca Weinthal die Fahrt in dieses Vernichtungslager antreten (Transport Nr. 23 vom 29. November 1924). Ihr Bruder Louis Weinthal wurde mit dem nächsten Transport (Nr. 24. vom 9. Dezember 1942) nach Auschwitz in den Tod geschickt.

Textauszug aus Rokahr, Gerd: Die Juden in Esens, Aurich 1987.

Die Gefahr des Vergessens ist groß, da die Zeitzeugen nach und nach versterben. Es ist an uns, die Erinnerung wachzuhalten, nicht nur an diesem Tag, und dem aktuell aufkeimenden Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit entgegenzutreten. Es ist an uns, den Kontakt zu den Überlebenden wie auch zu den Nachfahren unserer ehemaligen Mitbürger, Nachbarn und Freunde zu suchen. Es kann nicht sein, dass in unserer heutigen Zeit, Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit ihre religiöse Identität verstecken müssen, Anschläge auf ihr Leben fürchten müssen und über Emigration nachdenken. Es stellt sich hier die Frage, was haben wir aus der Vergangenheit gelernt. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass so etwas niemals wieder geschieht.