Geschichte und Aufgaben des Ökumenischen Arbeitskreises

Am 3. März 1987 gründete sich der Ökumenische Arbeitskreis Juden und Christen in Esens. Seine Gründungsgeschichte hängt unmittelbar mit dem Gebäude zusammen, in dem sich heute das jüdische Museum August-Gottschalk-Haus befindet und dessen Träger der Verein seit seiner Eröffnung am 29. August 1990 ist.

Zwei Anliegen bewogen die Vertreterinnen und  Vertreter der drei Kirchengemeinden aus Esens, der evangelisch-lutherischen und der katholischen Gemeinde sowie der methodistischen Gemeinde Esens-Neuschoo zur Gründung des Vereins: „Seine Aufgabe sollte es sein, über Religion, Geschichte und Alltagsleben der Juden zu informieren, um Unkenntnis und immer noch vorhandene Vorurteile abzubauen sowie sich um die Erhaltung und sinnvolle Nutzung des ehemaligen jüdischen Gemeindehauses an der Burgstraße zu bemühen.“ (Erinnern, nicht verdrängen – Zehn Jahre Ökumenischer Arbeitskreis Juden und Christen in Esens, Esens 1997, Seite 17)

Die Stadt Esens, die das Gebäude erworben hatte, erhielt 1985 vom Landkreis die Genehmigung, das ehemalige jüdische Gemeindehaus abzureißen, um den daneben liegenden Parkplatz zu erweitern. Da es sich bei diesem Gebäude und den in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Resten der in der Pogromnacht am 9./10. November 1938 niedergebrannten Synagoge (Jahrzehnte als Garage genutzt) um ein in Ostfriesland einzigartiges zumindest teilweise erhaltenes jüdisches Gemeindezentrum handelte, regte sich nun Widerstand gegen den Abriss. Dieser führte alsdann auch zur Gründung des Ökumenischen Arbeitskreises.

Im selben Jahr erschien zudem das Buch „Die Juden in Esens“, herausgegeben von der Ostfriesischen Landschaft, in dem der erste Vorsitzende des Ökumenischen Arbeitskreises, Gerd Rokahr, die Geschichte der jüdischen Gemeinde Esens von ihren Anfängen im 17. Jahrhundert bis zur erzwungenen Auflösung 1940 dokumentierte. Rokahrs Recherchen führten ihn auch mit emigrierten Esenser Juden und deren Familien zusammen. Daraus erwuchs die dritte tragende Säule der Vereinsarbeit, den Kontakt zu den Esenser Juden und ihren Familien zu erhalten.

1988 wurde das ehemalige Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde Esens auf Drängen des Arbeitskreises schließlich unter Denkmalschutz gestellt und der Stadtrat beschloss, es zu erhalten. 1990 erhielt es seinen heutigen Namen: August-Gottschalk-Haus, benannt nach dem Lehrer, Schächter und Vorbeter der jüdischen Gemeinde, der es als erster 1899 mit seiner Familie bezog und bis zu seinem Tod 1927 hier lebte und arbeitete. Am 29. August 1990 wurde das August-Gottschalk-Haus als Gedenkstätte und Ausstellung zur neueren Geschichte der ostfriesischen Juden im Rahmen einer Woche der Begegnung unter Beisein vieler ehemaliger Esenser Juden und ihrer Familien vom damaligen Landesrabbiner Dr. Brandt eröffnet.

Bis zum Jahre 2007 wurde das Haus ehrenamtlich von den Mitgliedern des Ökumenischen Arbeitskreises betreut. Seit Oktober 2008 ist eine hauptamtliche Museumskraft zuständig.

Seit seiner Gründung hat der Arbeitskreis in Erfüllung seiner Satzung eine Vielzahl weiterer Aufgaben realisiert, die auch in Zukunft sein Handeln bestimmen werden: Gedenkstunden am 9.November und zum Holocaust-Gedenktag, Besuche jüdischer Einrichtungen, Vorträge , Konzerte, Vernetzung mit anderen themengleichen Einrichtungen und Vereinen und die wichtige Kontaktpflege mit Esenser Juden und ihren Nachkommen.

Über neue aktive und fördernde Mitglieder freut sich der Ökumenische Arbeitskreis Juden und Christen in Esens e.V., damit er sich auch in Zukunft für Versöhnung und Völkerverständigung, Bildungs- und Kulturarbeit sowie den Erhalt des jüdischen kulturellen Erbes in Esens eintreten kann.