Familie Bronkhorst

Burgstraße 8

Abraham und Dora Bronkhorst, geb. Landau leben mit ihren Söhnen Hermann und Bernhard von 1928 bis 1933 hier in Esens, wo Abraham die Nachfolgestelle des 1927 verstorbenen jüdischen Religionslehrers und Schächters August Gottschalk einnimmt.  

Schon seit 1922 ist Abraham Bronkhorst als Lehrer, Vorbeter und Schächter in Heldenbergen (heute im Main-Kinzig-Kreis/Hessen gelegen) tätig, wo Hermann, der erste Sohn des Paares, 1922 geboren wird. 1925 geht die kleine Familie nach Biel (Schweiz). Abraham ist dort ebenfalls als Rabbiner beschäftigt. Der zweite Sohn Bernhard wird hier 1926 geboren. 

In Esens lebt die Familie in der Burgstraße 8, dem heutigen August-Gottschalk- Haus. 

Nach der Machterlangung der Nationalsozialisten, bekommen die Bronkhorsts schon zu Beginn des Jahres 1933 Demütigungen zu spüren. So wird der 11-jährige Hermann aus dem Turnverein ausgeschlossen, in welchem er sehr aktiv war. Jüdische Häuser werden durchsucht, Familien bestohlen, religiöse Gegenstände beschlagnahmt und öffentlich verbrannt. 

Im Sommer 1933 wird die Bedrohung für die Familie so stark, dass sie in die Niederlande fliehen muss. Hermann wird in Groningen von der Schriftstellerfamilie Asscher-Pinkhof aufgenommen. Dora, Abraham und ihr jüngerer Sohn Bernhard mieten zwei Zimmer mit Küchenbenutzung in der Josef Israelstraat. Doch bald müssen sie in ein als „unbewohnbar“ geltendes Gebäude umziehen, da sie sich die Zimmer nicht mehr leisten können. Abraham hält die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis er 1935 in Haaksbergen eine Stelle als Kantor, jüdischer Lehrer und ritueller Schächter antritt. 

Seit 1938 werden auch die in den Niederlanden lebenden Juden mehr und mehr antijüdischen Spannungen ausgesetzt, die sich mit dem Einfall der deutschen Wehrmacht am 10. Mai 1940 massiv verstärken. Während der Besatzungszeit schlägt sich Familie Bronkhorst wieder mit Gelegenheitsjobs durch. Die Lage wird immer verzweifelter, die Angst vor Razzien und Deportationen von Tag zu Tag größer. 

Den Söhnen Hermann und Bernhard gelingt die Flucht nach Frankreich, wo sie den Krieg überleben. Sie erfahren erst nach dem Krieg, dass ihre Eltern 1943 deportiert und am 4. Juni 1943 in Sobibor ermordet wurden. 

Text: Jana und Sabine Manthey (Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine Esens)