Familie Cohen
Westerstraße 4
Der 25-jährige Joseph Cohen heiratet am 12. Dezember 1924 die 20-jährige Marij Altgenug in Norden, der Geburtsstadt von Marij. Nach der Hochzeit leben die Beiden in der Westerstraße in Esens, im Geburtshaus von Josephs Mutter Hanni Weinthal. Joseph arbeitet hier, wie schon sein Vater, als Viehhändler.
Marij und Joseph bekommen fünf Kinder: Helga (1925), Marga (1927), Franziska (1930), Zitta (1931) und den kleinen Hartog (1936).
Nach der Machterlangung der Nationalsozialisten wird Joseph Cohen als einer der Ersten mit einem Berufsverbot belegt. Die Familie verbringt daraufhin ein Jahr in den Niederlanden, kehrt allerdings 1934 wieder nach Esens zurück. Es ist davon auszugehen, dass die Familie hier Demütigungen ausgesetzt ist und massiv bedroht wird. Daraufhin flieht Joseph 1937 nach Groningen (Niederlande), wo er am 19. August im Heereweg 40a gemeldet ist. Marij und die Kinder folgen ihm wenig später und sind am 14. Oktober 1937 in der Jozef Israelstraat 18a registriert. Josephs Mutter Hanni lebt hier bis zum 7. Januar 1942 mit ihnen zusammen, bevor sie in das jüdische Altenheim „Beth Zekenim“ übersiedelt.
Am 24. Dezember 1942 werden Marij und die Kinder nach Westerbork deportiert, von wo aus sie Anfang Januar 1943 nach Ausschwitz deportiert werden. Am 14. Januar 1943 werden dort Josephs Mutter Hanni, seine Frau Marij und die vier jüngsten Kinder Marga, Franziska, Zitta und der erst sechs Jahre alte Hartog ermordet. Ihr Vater Joseph wird drei Monate später, am 16. April 1943 in Sobibor ermordet.
Helga, die älteste Tochter der Cohens überlebt als einziges Familienmitglied den Krieg. Gerd Rokahr berichtet in seinem Buch „Die Juden in Esens“, es sei ihr gelungen, aus einem Transportzug zu springen und so zu entkommen.
Text: Jana und Sabine Manthey (Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine Esens)