Familie Weinthal

Norder Straße 83/84 (das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört)

Hier lebte Louis Weinthal (1894) mit seiner Frau Else, geb. Sonnenberg (1906) sowie den beiden Söhnen Siegfried (1929) und Hans (1930). Louis, Sohn von Samuel und Rosette Weinthal, führte im Wohnhaus in der Norder Straße eine Firma für „Viehhandlung, Felle und Rohprodukte“. Gemeinsam mit Bernhard Wolff gründete er zudem die Firma “Weinthal und Wolff“, die Eisenwaren und Herde verkaufte, 1935/36 aber wegen „starker antijüdischer Hetze“ (Bernhard Wolff) aufgelöst werden musste.

In der Pogromnacht wurden auch Louis und seine Familie hinter dem damaligen Rathaus gefangen gehalten. Else und die Kinder kamen am nächsten Morgen frei und Else stellte fest, dass die SA etwa 1500 Reichsmark von ihrer zu Besuch weilenden Mutter gestohlen hatte. Sie erstattete Anzeige, aber zu einer Strafverfolgung kam es nie. Louis wurde am 11. November 1938 in das KZ Sachsenhausen in Oranienburg bei Berlin deportiert, in dem er ungefähr ein halbes Jahr inhaftiert blieb.

Im Verlaufe des Jahres 1939 schickten die Eheleute ihre beiden Söhne „in eine Art Waisenheim in Hannover“, erinnerte sich Hans später. Immerhin bekamen die Jungen dort Essen, „wenn auch viel zu wenig“. Hans berichtete, seine Eltern hätten ihn und seinen Bruder Siegfried im April 1940 in Hannover abgeholt und seien direkt mit ihnen im Zug in die Schweiz gefahren. Von dort ging es weiter nach Genua in Italien, wo die Familie den Überseedampfer „Washington“ bestieg, der sie nach New York brachte.

Louis und Else Weinthal gehörten zu den sechs jüdischen Esensern, die sich am 09.03.1940 bei der Esenser Stadtverwaltung abgemeldet hatten. Sie waren die letzten Juden in Esens.